Gedanken um die Tendenz (von Teilen) der heutigen „künstlichen Intelligenz“… In erster Linie stellt sich der Autor die Frage „Woher kommen Kritiken“? Sind die Kritiker sicher, wovon sie reden? Oder geben nur wieder, was sie mal irgendwo irgendwas gehört oder aufreißerisch gelesen haben? Sicherlich gibt es Szenarien, die einem logisch erscheinen: Wenn schon jetzt Software-Prozesse ohne KI aus dem Ruder laufen, d.h. die Programmierer bei der Entwicklung der Software die Abläufe und die Ergebnisse kennen (sollten) und trotzdem Fehler entstehen… Was passiert dann erst recht bei KI-basierten Systemen, deren Abläufe in Rahmen gesteckt, aber die Ergebnisse eine Varianz haben können? Und können dann noch Autisten korrigierend in den Software-Code eingreifen, wie sie es bei einigen Software-Herstellern zur Ablaufoptimierung machen?
Diese Fragen werden immer offen bleiben. Welche Felder gibt es im Gegensatz zu früher, die eine Programmierung mit KI erfordern? Und bei genauem Hinhören als Heilsbringer für alle Beteiligten verkauft werden? In sehr leisen Tönen Call Center-Agenten gegenüber, als ob man sich da noch nicht sicher ist. In lauten Tönen aber dem Management nahezu aller Branchen:
KI kommt bereits zum Einsatz bzw. soll oder könnte helfen:
- in der Landwirtschaft zur optimalem Menge an Saatgut, Dünger, Pestiziden etc. in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Bodens, möglichst nachhaltig
- zur optimalen Steuerung von Agenten in einem Call Center, vor allem bei plötzlichem Volumenanstieg an der Line
- in HR-Abteilungen, um die wirklichen Potentiale des Bewerbers auszuloten. Also den Faktor Mensch beim Recruiter auszuschalten, der sich z.B. von Sympathie beeinflussen lassen könnte
- in der Weiterentwicklung von Mitarbeitern, so dass die Software die „richtigen“ Mitarbeiter herausfinden und damit das Peter-Prinzip verhindern soll
- generell Schwachstellen bei Mitarbeitern zu finden, um diese mittels Coaching zu eliminieren
- in der Druckindustrie (Druck-)Maschinen durch Maschinen zu überwachen. Diese treffen Entscheidungen aufgrund von Feedbacks der Sensoren u.ä., so dass diese Drucksysteme 24 Stunden und 7 Tage laufen könnten, wenn der Papier-Nachschub automatisiert ist. Oder auf andere Drucker mit den Druckaufträgen ausweichen
- und vieles mehr …
Personal-Rekrutierung durch KI?
Bei der gerade genannten Personal-Weiterentwicklung/-Rekrutierung ist nicht von ferner Zukunft die Rede, sondern KI wird hier bereits eingesetzt und kann bis zu 42 Dimension einer Persönlichkeit durch Aufnahme eines frei-gesprochenen Textes messen. Ziel ist logischerweise die richtigen Menschen einzustellen. Da sich dieses inzwischen als großes Problem entwickelt hat, formulierte der entsprechende Manager dies nicht so positiv wie gerade, sondern wie ein Controller: „Wir erwarten außerdem, dass wir dadurch weniger Menschen einstellen, die nicht passen und den Konzern wieder verlassen. Eine falsche Einstellung – die ist richtig teuer.“. Hier treffen wir genau auf den Schrecken, den KI bereits im Vorfeld seiner Anwendung verbreitet. Leider lässt sich wohl an dieser Stelle der Faktor Mensch (Controller, Manager) nicht ausschalten, der den Mensch nur noch als Ressource sieht. Wer so formuliert, der …
Lassen wir das, aber schauen uns die Situation aus Sicht eines Bewerbers an: Zukünftig sollte jeder das Recht haben, dass er von einem Unternehmen eine zweite, konkrete Antwort auf seine Bewerbung erhält. In der offengelegt wird, an welchen Punkten es nach Ansicht des Unternehmens gelegen hat, nicht genommen zu werden, nicht in die weitere Auswahl gekommen zu sein. So kann er daran arbeiten, kann dies ggf. bei seinem Sachbearbeiter im Arbeitsamt vorlegen etc., um Maßnahmen zur Erlangung von Fähigkeiten zu erhalten, die scheinbar vom Markt gefordert werden.
Waren es bisher Programme, die für eine Entscheidungshilfe kreiert wurden, so soll mit KI der Schritt „automatisierte Entscheidung treffen und Umsetzung nach bestimmten Regeln“ beginnen. Aber: Genauso, wie niemand den Code veröffentlichte, wozu auch, veröffentlicht logischerweise auch niemand die KI-Algorithmen. Wozu auch, denn wenn die selbst-lernend sind, wer soll das verstehen? Nein, Spaß beiseite, es geht auch nicht darum Wege zu finden, um einen Algorithmus zu umgehen.
Aber liegen nicht mindestens zwei Probleme damit vor?
Ist der Algorithmus richtig? Und auch der Input „sauber genug“ für den Selbst-Lern-Prozess des Systems? Kann das System mit Unsauberkeiten umgehen? Was ist die Toleranz von Algorithmen? Oder werden dann tatsächlich nur noch alle Menschen in ein Schema gepresst, wie der Mensch zu sein hat?
An anderer Stelle hat der Autor darüber sinniert, „ob der Kunde noch in die Prozesse der Unternehmen passt?“ und die Befürchtung liegt nahe, dass die KI dies forciert wird – bzw. einen Schritt weiter gehend: Passt der Mensch noch in die Prozesse? Um abschließend zu dem o.g. Ansatz von Bewerbern einzugehen: Wenn schematisierte Programme entscheiden, wer auf welche Aufgabe passt, dann müssen zur Erfüllung des Bedarfs sich jeder daraufhin entwickeln können, beginnend mit dem o.g. Recht auf detaillierte Information zu seiner Bewerbung – egal wie viele Dimensionen gemessen wurden. Es gehört nach Meinung des Autors auch zum Grundrecht und Datenschutz. Da diese Firma etwas über den Bewerber erhoben/analysiert hat und er ja ein Recht auf Einsicht seiner gespeicherten Daten hat.
Zurück zum Thema: Was bedeutet AI/KI heute?
Zitat: „Per definitionem steht AI für die Fähigkeit einer Maschine, intelligentes menschliches Verhalten zu imitieren.“ Unter diese allgemeine Definition fällt ein riesiges Spektrum von Technologien, hier in vier Kategorien gegliedert:
- Maschinen können nur auf ein aktuelles Szenario reagieren und nicht auf Erfahrungswerte als Entscheidungsgrundlage zurückgreifen
- Maschinen „beobachten“ ihre Umgebung und treffen aufgrund dieser empirischen Werte Entscheidungen. In diese Kategorie fallen zum Beispiel autonom fahrende Autos
- In dieser Kategorie wird es futuristischer: AI ist hier in der Lage, Gedanken und Gefühle zu interpretieren und auf dieser Basis mit der Umwelt zu kommunizieren
- Im diesem fortschrittlichsten Szenario, welches heute noch Zukunftsmusik ist, entwickeln Maschinen schließlich ein eigenes Bewusstsein“
Auch Xerox hat die Entwicklung von AI wieder aufgenommen. Zum einen wandert der Entwicklungsbereich von Europa zurück zum PARC, also in die Grundlagen-Forschung, aber auch dem Verkauf der europäischen Außenstelle geschuldet. Zum anderen gehen bisherige und kommende Ergebnisse daraus in seine Kernbereiche, also in die Steuerung von Drucker, aber auch – und das klingt sehr interessant – um Inhalte aus Dokumenten wiederzugeben. Ist es das, was wir uns von KI erwarten? Zum einen sicherlich alles, was Prozesse beschleunigen wird, umständliche Prozessstufen verschlankt und Ablauffehler vermeidet, z.B. Analyse und/oder Lösung von komplexen Problemen. Aber es wird einige Anderungen geben, die über Entscheidungshilfen hinausgehen werden…
T. Ulrich